Das B und das T…

… aus LSBTI* hat für mich schon immer zusammengehört. Schon bei meinen ersten Bi-Stammtischen in München im Jahr 2000 waren Trans-Menschen selbstverständlicher Teil der Gruppe. Es bestand Kontakt mit der Münchner Trans-Gruppe VivaTS und mehrere Frauen waren sowohl bei VivaTS als auch in der Bi-Gruppe aktiv. Weder freundschaftliche noch erotisch-sexuelle Beziehungen ließen sich von “Cis” oder “Trans” bzw. den körperlichen Merkmalen oder gar den Genitalien, die ein Mensch hatte, beeinflussen. “Love knows no gender” war gelebte Realität.

Auch bei BiNe, dem Bisexuellen Netzwerk, habe ich es nie anders erlebt. Über all die Jahre seit meinem Ankommen in der bi-bewegten Szene war das T immer präsent und ein Teil des Ganzen. Damals in München, jetzt in Köln – und an all den anderen Orten, an denen die bundesweiten Bi-Treffen stattfanden und stattfinden. Einmal mehr bestätigt hat dies die Geschichte von Olivia und Jasmin, über deren Eheschließung beide in BiJou 34 (Seite 4) schreiben.

Deshalb ärgern mich Fremd-Definitionen von Bisexualität, die das B und das T als inkompatibel postulieren.1 Deshalb ärgern mich Bestrebungen innerhalb der LSBTI*-Bewegung, die das T aus der Bewegung herausdrängen wollen.2 Deshalb ärgern mich sog. TERFs3; “sogenannt” deshalb, weil sie aus meiner Sicht nicht verstanden haben, worum es bei Feminismus eigentlich geht; und mehr als ärgerlich, weil damit versucht wird, einen Keil zwischen all diejenigen zu treiben, die sich für gleiche Rechte für Alle einsetzen.

Denn auch wenn sich konkrete Probleme und Diskriminierungserfahrungen unterscheiden mögen: Was uns vereint, ist das Infrage-Stellen der Heteronormativität – wie es eine Teilnehmerin auf der diesjährigen ILGA Europe Annual Conference4 in einem Bi-Workshop formulierte – und die daraus resultierenden Probleme, und Diskriminierungen, in einigen Ländern sogar Unterdrückung und Verfolgung.

Umso mehr freut es mich deshalb, dass ich auf dieser Konferenz selbst erleben durfte, wie vielfältig eine LSBTI*-Welt ist, in der die Gemeinsamkeiten betont, die gemeinsamen Ziele gesucht werden – und immer wieder versucht wird, das vermeintlich oder tatsächlich Trennende zu überwinden. Um dann gemeinsam und stärker für die eigene Sache eintreten zu können – was sich auch im diesjährigen Konferenz-Motto “Stronger Together” wiederfand.

Umso mehr freut es mich deshalb, wenn es auf politischer Ebene Menschen wie Terry Reintke gibt, die im EU-Parlament und in dessen LGBTI-Intergroup die Stimme nicht nur in eigenen (lesbischen) Belange der sexuellen Orientierung erheben, sondern ebenso so die Rechte von Intersexuellen und Trans-Menschen eintreten. Solche Beispiele zeigen, dass die Themen “sexuelle Orientierung” und “Geschlechtsidentiät” auch in der politischen Arbeit erfolgreich gemeinsam gedacht und vorangetrieben werden können.

Und auch wenn es nur ein ganz kleiner Beitrag ist, freut es mich, dass ich neben vielen anderen Bi-Aktivist*innen und -Organisationen im Namen von BiNe den BWithTheT-Aufruf mitzeichnen konnte, um gemeinsam und europaweit die Stimme gegen Transphobie und Ausgrenzung – innerhalb und außerhalb der Community – zu erheben.

Und ich freue mich darauf, dass das B und das T – und noch viel mehr – in meiner wunderbaren bunten Bi-Welt auch weiterhin gemeinsam statt getrennt sein werden.


  1. Siehe auch Was sind gute Definitionen von sexuellen Orientierungen – und was hat das mit Bi- und Pansexualität zu tun?
  2. So z.B. die sog. “LGB Alliance” in England, die das T explizit ausschließen will – siehe ‘LGB ALLIANCE’ GROUP FACES CRITICISM FOR BEING TRANSPHOBIC oder Law firm distances itself from lawyer who announced the launch of the anti-trans LGB Alliance.
  3. TERF = trans-exclusionary radical feminist. Siehe Was ist denn SWERF und TERF? und etwas ausführlicher: Besorgte Feministinnen.
  4. Bericht zur letztjährigen Konferenz mit Hintergrund-Infos zu ILGA in BiJou 34 ab Seite 10.

2 Gedanken zu „Das B und das T…“

  1. Hallo Ralf,
    Vielen Dank für den Artikel und das teilen Deiner Erfahrungen. Ich wünsche mir, dass die Menschen, die versuchen die queere Community zu spalten, erfolglos bleiben und den Gegenwind spüren.
    Für mich gehören, so wie Du es beschreibst, die Buchstaben auch zusammen und ich werde weiter gegen Homo- und Transphobie weiter kämpfen.
    Lg Tom

  2. Lieber Ralf,
    es freut mich auch immer sehr, dass dein Fokus, sowie auch meiner, mehr auf dem Verbindenden, als auf dem, was uns alle unterscheidet, liegt.
    Gut, wenn wir unsere diversen Unterschiede anerkennen und respektieren und gemeinsam für unser vielfältiges Menschsein und „Leben dürfen“, so wie wir es lieben, eintreten!
    So können wir aneinander und miteinander wachsen und gedeihen.
    Prima!

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